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Hürlimann Geschichte von J.H. Jefferson

Hans Hürlimann in seiner Fabrik
Hans Hürlimann in seiner Fabrik

 Am 18. August 1901 wurde Hans Hürlimann auf dem Rütihof in Kirchberg geboren. Zusammen mit neun Geschwistern wuchs er im elterlichen Bauernbetrieb auf und besuchte die Schule in Rickenbach. Nach Schulschluss war er des Öfteren am Bahnhof Wil anzutreffen, wo er die dampfenden Lokomotiven bestaunte und den Maschinisten beim Schmieren der Lagerstellen interessiert beobachtete. Lustlos und unzufrieden verrichtete er nach Beendigung der Schulzeit auf dem Heimwesen der Eltern die ihm zugeteilten Arbeiten in Feld und Stall. Mehrfach bedrängte er seinen Vater, dass er lieber eine Mechanikerlehre machen wolle. Im Alter von 18 Jahren ging sein Wunsch in Erfüllung. Er konnte 1919 in der Maschinenfabrik A. Hoegger in Wil eine Lehrstelle als Maschinen- und Werkzeugschlosser antreten. Nach Abschluss der vierjährigen Ausbildung zog es ihn ins Ausland, suchte anfänglich in Berlin Arbeit und fand schliesslich in einer Schiffswerft in Hamburg eine Anstellung.

Dort lernte er auch einen amerikanischen Industriellen kennen, der ihm einen Posten in seiner Firma zusicherte. Während dem Abschiedsbesuch bei seinen Angehörigen in der Schweiz vernahm sein ehemaliger Lehrmeister von den Auswanderungsplänen des jungen Hürlimann und machte diesem ein derart verlockendes Angebot, dass er schliesslich, auch auf das Bitten seiner Eltern hin, die Angebotene Führungsstelle für den Vorrichtungs- - und Werkzeugbau in der Maschinenfabrik Hoegger annahm. Nebst den konstruktiven Fähigkeiten bewies Hans Hürlimann auch ein besonderes Verkaufstalent, worauf ihm sein Arbeitgeber bald die gesamte Verkaufsverantwortung übertrug. Nach dem Tod von Josef - August- Hansel Hoegger übernahm er nebst dem Verkauf auch die Führung der Konstruktion und der Fabrikation. Bei seiner Reisetätigkeit zu den bäuerlichen Kunden musste er vermehrt feststellen, dass ein geeigneter Traktor für Schweizer Verhältnisse fehlte. Die Unterbreitung seiner Idee für den Bau eines solchen Traktors im Unternehmen seines Arbeitgebers erfuhr durch die Erben von August Hoegger eine nicht gerade feinfühlige Absage. Im Januar 1929 entschloss sich Hans Hürlimann, die Verwirklichung seiner Idee auf eigene Faust zu versuchen. Weiterhin bei der Firma Hoegger in leitender Position angestellt, entwarf, rechnete und zeichnete er mit Eifer und Hingabe in jeder freien Stunde. Gut 18 Sonntage, vom frühen Morgen bis spät nach Mitternacht arbeitete Hans Hürlimann an seinem Projekt, selbst auf den Geschäftsreisen begleitete ihn das Reisbrett und abends verwandelte sich sein Hotelzimmer in ein Konstruktionsbüro.

Anfang August desselben Jahres waren die ersten zwei Traktoren in der Werkstatt von Herrn Hess im Lindengut, Wil fertig gestellt. Mit dem Moment, da die beiden Vorführtraktoren auf dem Felde liefen, trat Hans Hürlimann aus der Firma Hoegger, zu deren nicht geringerem Erstaunen, aus. Es war ihm gelungen, sein Vorhaben unter vollständiger Geheimhaltung gegenüber seinem Arbeitgeber durchzusetzen. Doch für die Entwicklung der beiden Prototypen verbrauchte er seine gesamten Ersparnisse. Mit gehörigem Aufwand und dank der elterlichen Unterstützung konnten, trotz der sich anbahnenden weltweiten Wirtschaftskrise, doch Bürgen gefunden werden, um genügend finanzielle Mittel für eine Serienfabrikation des Hürlimann - Traktors flüssig zu machen. Anfang 1930 übernahm Hans Hürlimann mietweise die Lokalität zum Scheffelstein in Wil und richtete die Montagehalle so ein, dass seine Traktoren mit dem französischen 1- Zylinder- Bernard- Motor serienmässig produziert werden konnte. An der Bahnhofstrasse in Wil, im Hause Jupiter richtete der junge Geschäftsmann sein Büro ein. In der Traktorenfabrik ihres Bruders arbeiteten auch Clemens, Paul, Karl und Ernst Hürlimann mit. Karl war Montagechef und Ernst für den Verkauf verantwortlich währenddem Clemens und Paul in der Produktion mithalfen. Mit einer Belegschaft von gegen 15 Mitarbeitern wurden täglich etwa 12 Traktoren vom Typ 1K8 zusammengebaut und in der Nacht mit Pinsel und Handlampe die Farbe aufgetragen. Sobald eine Serie fertig war, erfolgte die Ablieferung auf der Strasse. In Kolonnen bis zu 20 Stück wurden morgens um 6 Uhr in Wil gestartet, in Kempthal Mittagsrast gemacht und gegen 6 Uhr abends die Traktoren beim damals grössten Hürlimann- Vertreter, der Firma Ed. Blatter & Cie. in Zürich- Seebach, abgeliefert. Überführungen nach Luzern dauerten meist zwei Tage.

 

Anfänglich lief der Verkauf ziemlich gut, doch zunehmend kam der Absatz ins Stocken, weil ein stärkeres Modell im Angebot fehlte. Nach der Produktion von einigen hundert Traktoren vom Typ 1K8 und 1K10 musste ein Teil der fertig gestellten "Einzylinder" in der Wirtschaft zum Oelberg zwischengelagert werden. Nach einigen schwierigen Monaten, während denen die Arbeitszeit reduziert, zeitweise sogar unterbrochen werden musste, brachte Hans Hürlimann im März 1931 endlich ein grösseres und stärkeres Modell auf den Markt. Der neue 4- Zylinder- Traktor 4T18 mit einem Motor der Firma Ernst Zürcher St. Aubin kam etwas später mit erhöhter Drehzahl als 4T26 in den Handel (26 statt 18PS). In einer stillgelegten Stickerei an der Glärnistrasse in Wil liess nun Hans Hürlimann neu angeschaffte Werkzeugmaschinen installieren. Dies war ein weiterer Schritt in die Zukunft, um möglichst viele Teile für seine Traktoren selber bearbeiten zu können und so die Produktionskosten zu senken.

Einen knapp 700kg leichten Mähtraktor entwickelte Hans Hürlimann Ende 1931 und im darauf folgendem Jahr wurde mit zwei Prototypen Mähversuche durchgeführt. Der als Motormähmaschine mit sehr tiefem Schwerpunkt für gebirgiges Gelände konzipierte Kleintraktor war mit einem 1- Zylinder 2- Taktmotor ausgerüstet, der je nach Tourenzahl 10- 12PS leistete und als luft- als auch als wassergekühlt propagiert wurde, weil sich der Zylinder zwischen Kühler und Ventilator befand. Die tiefe Preisvorstellung von Fr. 2600.- wäre jedoch auch bei einer geplanten Jahresserie von hundert Fahrzeugen nicht kostendeckend gewesen, so dass dieses Projekt nicht weiter verfolgt wurde.

 Im Herbst 1932 wurden zwei weitere Modelle vorgestellt, der 4T35 mit einem von der Motorenfabrik Zürcher speziell für Traktoren entwickelten 4- Zylinder- Motor (CR4) sowie der 2KT16 (z.T.2K16), nur mit zwei Zylindern (CV2), doch gleicher Bauart. Diese beiden Typen wurden im darauf folgendem Jahr mit einem Heizplatten- Vergaser für den Betrieb mit dem viel billigerem Petrol eingerichtet; Benzin war nur noch für den Startvorgang bei abgekühltem Motor notwendig. Ab 1933 erschienen auch die ersten Hürlimann - Industrietraktoren, die bis in die siebziger Jahre auf der Grundlage mancher Landwirtschafts- Ausführung geordert werden konnte. Im selben Jahr wurde bei den Hürlimann Traktoren anstelle der patentierten Gummistollen- Räder verschiedene Varianten mit Pneu- Bereifung geprüft, wobei sich bald herausstellte, dass die einfache Niederdruck- Bereifung die Geeignetste war. Mittlerweile wurde die Montagehalle zum Scheffelstein aufgegeben und die gesamte Fabrikation an die Glärnistrasse umgesiedelt. In der ehemaligen Giesserei der Firma Hoegger und in der leerstehenden Werkstatt des Spritzwerks Piana konnten dazu Abstellräume für Material und fertig gestellte Traktoren gemietet werden. Bis und mit 1936 baute man in verschiedene Traktoren- Typen zwei- und vierzylindrige Motoren für Benzin- oder Petrolbetrieb von der Firma Zürcher ein. Weil jedoch mit dem Tod von Ernst Zürcher die Motorenproduktion in St. Aubin aufgegeben wurde, konnte Hans Hürlimann 1936 den dortigen Betriebsleiter und Konstrukteur Ariste Liengme für seine Dienste gewinnen. Bereits im Herbst desselben Jahres entstand unter der Regie des neuen Angestellten der erste in Wil gefertigte Motor, ein zwei- Zylinder Hürlimann- Motor mit der Bezeichnung 2B100 (20PS). Gegen Jahresende war die Entwicklungsarbeit für den hauseigenen 4- Zylinder 4B100 mit 40PS abgeschlossen, so dass ab 1937 sämtliche Hürlimann- Traktoren mit eigenen Motoren ausgeliefert werden konnte.

Nachdem Ernest Zürcher in St. Aubine sein Motorenwerk schloss fasste Hans Hürlimann den Entschluss die Motoren für seine Traktoren selbst herzustellen. Als guten Schachzug war die Einstellung des ehemaligen Chef Konstrukteurs Ariste Liengme der Zürcher Motoren.

Im Sommer 1934 kaufte Hans Hürlimann von der Gemeinde Wil im Lindengut dem Krebsbach entlang ein grösseres Landstück mit der Absicht, darauf einen Neubau für seine Traktorenfabrikation zu errichten. Weil durch die noch anhaltenden Absatzschwierigkeiten, bedingt durch die vorgehenden Kriegsjahren, in der Produktion wenig Arbeit anstand, arbeitete der grösste Teil der Hürlimann- Belegschaft in den folgenden Monaten auf dem zukünftigen Fabrikgelände. Unter gestrenger Anleitung des Arbeitgebers wurde gerodet und ausgeebnet, sogar der Krebsbach musste begradigt werden. Auf einem Teilstück wurde der Humus entfernt und in umliegende Dörfer für die Hausgärten verkauft und auch transportiert. Die Belegschaft hatte den gesamten Aushub von Hand zu bewältigen, wobei es sich Hans Hürlimann nicht nehmen liess, des öfteren selber zum Spaten zu greifen. Das Aushubmaterial für die Fundamente wurde auf dem Gelände zu einem Hügel aufgeschüttet. Wie in der Chronik eines Mitarbeiters steht, erhielt diese Aufschüttung bald den Namen "Idiotenhügel", weil der Chef die Traktorführer, welche die vorgegebene Höhe zum Abladen nicht erreichten, sondern abrutschten, des Öfteren mit dieser Anrede beehrt hatte. Besagter Hügel wurde später für Testfahrten benützt. Bollensteine und Kies für den Koffer karrte man mit Traktoren und Anhänger aus dem unteren Toggenburg heran. Danach wurde mit einer 4 Tonnen schweren, angehängten Eigenbauwalze das eingebrachte Material wochenlang durch Überfahren befestigt. Die Firma Scotoni aus Zürich begann 1938 mit dem Bau einer 90 Meter langen und 30 Meter breiten Fabrikhalle, dazu kam noch ein Wohn- und Bürotrakt. Vielerorts in der Stadt Wil wurde über Hans Hürlimann gespottet, was der wohl mit einer so grossen Fabrik anfangen wolle. Zu jener Zeit ahnte ausser ihm anscheinend noch niemand, was auf diesem Gelände noch alles entstehen sollte. Als im Februar 1939 der Neubau vollendet und zum Teil mit modernsten Werkzeugmaschinen eingerichtet war, musste infolge der grossen Auftragseingänge und Bestellungen mit 100 Mann im Dreischichtbetrieb gearbeitet werden.

Währenddem der Fabrikneubau entstand, war die Entwicklung eines 6- Zylinder Benzin/ Petrolmotors (6B100) mit 60PS Leistung abgeschlossen. Die 4- Zylinder- Modelle wurden ab 1938 mit einer neu gestalteten Kühlerverkleidung und einer neuen Vorderachse mit patentierter Ganzranksteuerung angeboten. Anstelle der bisherigen 3- Gangschaltung mit Mittelschalthebel versah man den 4T42 mit einer Seitenschaltung für das neue 5- Ganggetriebe und die Bremsen wirken nun nicht mehr im Getriebe, sondern über Innenbacken auf Bremstrommeln direkt in den Hinterradfelgen. Auch Einzelradabbremsung und Differentialsperre gehörte zur Ausrüstung des von Grund auf überarbeiteten Traktorenmodells. Der Kurdirektor von Flims beauftragte Hans Hürlimann 1938 einen Raupentraktor mit zwei Anhängeschlitten für Personentransporte und mit einer Anbauschneefräse zu entwickeln, um entfernte Schneehänge kostengünstig für den Wintersport zu erschliessen. Innert zwei Monaten gelang es dem Chefkonstrukteur Ariste Liengme in Nacht- und Sonntagsarbeit, den Hürlimann- Raupentraktor 6MS75 mit dem 6B100- Motor auf den Silvester hin abzuliefern. Obwohl sich das Fahrzeug gut bewährte, setzten kriegsbedingt fehlende Gäste diesem "Skilift- Projekt ein jähes Ende. Mit einer Kabine versehen diente das Fahrzeug bis 1947 in der Umgebung von Andermatt als Schneefräse, hauptsächlich zur Räumung von Militärstrassen.

Im Jahr 1939 konnte nicht nur das Jubiläum für 10 Jahre Hürlimann- Traktorenproduktion gefeiert werden, denn nebst dem Raupentraktor war der Konstrukteur Ariste Liengme im vergangenen Jahr auch mit der Entwicklung eines Traktoren- Dieselmotors beschäftigt. Eine Lizenznahme von der Arboner Firma Saurer für den seit Anfang der dreissiger Jahre bestens eingeführten schnellaufenden Dieselmotor vom Typ CBD mit Direkteinspritzung, ersparte der Wiler Firma allzuhohe Entwicklungskosten und Rückschläge. So konnten im Jubiläumsjahr, zeitig auf die Schweizerische Landesausstellung in Zürich der erste Hürlimann- Traktor mit direkt eingespritztem Dieselmotor Lizenz Saurer, der Typ 4DT45 fertig gestellt werden. Die Motorenbezeichnung 4DB85 bedeutete 4 Zylinder, Diesel, Bohrung 85 Millimeter; mit einem Hub von 125 Millimeter ergab dies einen Hubraum von 2,84 Liter. Dieser 45PS starke Dieselmotor in Verbindung mit dem kurz zuvor erneuerten Unterbau der Petroltraktoren erwies sich als wegweisende Meisterleistung im künftigen Traktorenbau. Doch der Beginn des zweiten Weltkrieges versetzte der Begeisterung der Landwirte einen starken Dämpfer, weil infolge zunehmenden Treibstoffmangels (inkl. Diesel) auf Holzgasbetrieb ausgewichen werden musste. Auch der Nachschub für Rohgummi geriet ins Stocken, so dass infolge Lieferschwierigkeiten für Gummibereifung viele Traktorenfabrikanten für eine Ersatzbereifung besorgt sein mussten. Hans Hürlimann entwickelte Federräder, die zwischen Radstern und einem metallenen Profilmantel mit starken Druckfedern in einer zylindrischen Führung versehen wurden. Trotz der anhaltenden Kriegswirren gelang es der Firma Hürlimann Traktoren zu exportieren, so fanden damals eine grössere Anzahl vornehmlich mit Eisenbereifung für Ost- und Südstaaten sowie auch für Deutschland den Weg über die Grenze. Zu jener Zeit machte man bei Hürlimann erste Versuche mit einer Motoregge, die anstelle des Mähbalkens seitlich montiert werden konnte. Statt des hin- und her beweglichen Mähmessers waren ins Erdreich greifende Metallfinger an einer Führungsschiene befestigt. Während dem Pflügen konnte mit dieser patentierten Hürlimann- Motoregge ein saatfertiger Acker bereitet werden, was während der kriegsbedingten Anbauschlacht eine grosse Zeitersparnis bedeutete.
An der Mustermesse in Basel (MUBA) konnte Hans Hürlimann im April 1942 mit seiner Belegschaft die Auslieferung des 2000. Hürlimann- Traktors feiern unter gleichzeitiger Vorstellung eines neuen grösseren Modells, dem 4DKT70 mit dem 70PS starken Dieselmotor 4DB110 (als Lizenz- Produkt des Saurer CR1D). Dieser Motor war von Ariste Liengme so konstruiert, dass er durch bereits vorgesehene Änderungen sowohl mit Holzgas als auch mit Dieseloel betrieben werden konnte.
Wie bereits von den mit Benzin/ Petrol betriebenen Vorgängertypen konnte der Schweizer Armee von den beiden Dieselmodellen eine beachtliche Anzahl in der Normal -, vereinzelt auch als Industrieausführung, geliefert werden.
Im Frühjahr 1945 entsandte eine Schweizer Hilfsorganisation eine ganze Armada von Traktoren samt Fahrer mit verschiedenen Anbaugeräten als Ackerbaukolonnen in vom Kriegsgeschehen hart betroffene Regionen von Frankreich, Luxemburg und Italien, um vernachlässigte Felder und zerstörte Strassen und Gebäude wieder herzurichten. Diese Arbeitseinsätze wurden bevorzugt mit den robusten und zuverlässigen Hürlimann- Traktoren durchgeführt und dauerten oft mehr als ein Jahr.

Im Jahre 1939 begann man bei Hürlimann mit der Produktion von Traktoren mit Dieselmotor. In Zusammenarbeit mit Saurer Arbon entstand der weltweit modernste Dieselmotoren für Traktorenantrieb. Seine Merkmale: Direkteinspritzung mit 4 Ventil-Technologie , Wassergekühlte Pilzdüsen, ein gutes Drehmoment und geringer Verbrauch.

Ein weiterer markanter Meilenstein in der Hürlimann- Traktorengeschichte war der 1946 vorgestellte D100, mit einem vom Chefkonstrukteur Ariste Liengme vollkommen neu entwickelten 45PS Dieselmotor. Auch die grösseren Typen, der D200 und der D250 sowie die Industrie- Ausführung D400 wurden mit dem Hürlimann- Dieselmotor D100 ausgerüstet, währenddem im schweren Landwirtschafts- Modell D300 und im entsprechenden Industrie- Traktor D500 ein baugleicher, grösserer Hürlimann- Dieselmotor mit 65PS eingebaut wurde.
In Glauben an den Erfolg der neuen Typenreihe mit dem D100- Motor vergrösserte Hans Hürlimann die überdachte Betriebsfläche zwischen 1946 und 1949 in verschiedenen Bauetappen. Es musste Platz geschaffen werden für neue Werkzeugmaschinen, Motorenprüfstände, eine eigene Härterei und Reparaturabteilung sowie grössere Garderobeneinrichtungen für die aufgestockte Belegschaft.
Die Schweizer Armee war ab 1949 Abnehmer einer grösseren Stückzahl des Hürlimann D200. Dem Wunsch mancher mittleren Bauernbetriebe entsprach man 1948 mit einem äusserst sparsamen 2- Zylinder- Dieseltraktor, dem D50 mit 28PS, der bis 1952 in einer Stückzahl von 473 Einheiten produziert wurde. Die Erfolgsmodelle D100 und D200 schafften bis 1954 Verkaufszahlen von 1465 resp. 645 Stück.
Für Kleinbetriebe gedacht, entstanden 1950 in der Wiler Traktorenfabrik Planzeichnungen für einen 1- Zylinder nach dem Baumuster der hauseigenen 4- und 2- Zylinder. Die Produktion eines D25 wurde jedoch fallen gelassen, weil im Gegensatz zum D50, der mit dem Chassisblock des D100 zurecht kam, für einen 1- Zylinder- Dieselmotor mit einer Leitung gegen 20PS, eine Neuentwicklung der Getriebe- und Achskonstruktion erforderlich gewesen wäre.
Nebst der Überarbeitung der bisherigen Typenreihe erschien 1950 wiederum ein Modell für Petrolbetrieb, der H20 mit einer Leistung von 40PS. Auf der Grundlage des Dieselmotors D100, jedoch mit geändertem Zylinderkopf und einer Vergaser- und einer Zündeinrichtung entstand ein reiner Petrolmotor. Spätere Modelle wie H12 (30PS), H1 (28PS), H17 und H19 (beide 40PS) wurden mit einer kostengünstigeren Motorenkonstruktion für den Benzin/ Petrolbetrieb ausgerüstet.

 

Geschichte des Hürlimann Traktors

Gegründet wurde das Schweizer Unternehmen 1929 von dem Ingenieur Hans Hürlimann in Wil im Kanton St. Gallen. Der erste Traktor besaß einen 1-Zylinder-Bernard-Motor mit 8 PS.

1939 präsentierte Hürlimann eine Weltneuheit: den ersten Dieselmotor mit Direkteinspritzung. Bis Mitte der 60er Jahre waren bereits mehr als 10.000 Schlepper verkauft. Unter den Landwirten erwarben sich die Hürlimann-Traktoren den Ruf als kleiner "Rolls Royce". Die meisten Bestandteile der Hürlimann-Traktoren wurden im eigenen Haus gefertigt.

Seit 1979 gehört das Schweizer Unternehmen zu Same-Deutz-Fahr. Die Hürlimann-Traktoren werden im Same-Stammwerk in Treviglio gebaut. 1994 erreichten die Hürlimann-Traktoren in der Schweiz einen Marktanteil von 22%.